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Tobias Winters Foto Marc Cürtz-2

Mein Job bei der AS Eupen: Greenkeeper Tobias Winters

Welche Jobs gibt es bei der KAS Eupen, wer arbeitet hier und wie sieht der berufliche Alltag der Personen aus, die eher im Hintergrund wirken, deren Arbeit für den Verein jedoch unabdingbar ist?

All diesen Fragen widmen wir uns in unserer neuen Reihe „Mein Job bei der AS“.

Fortan stellen wir euch unsere Mitarbeiter und ihre Arbeitsbereiche vor und werfen einen Blick hinter die Kulissen des einzigen Profi-Fußballvereins der Region.

Tobias Winters Foto Marc Cürtz-2

HEUTE IM PORTRÄT

 Name: Tobias Winters
Geburtstag: 01.02.1980
Beruf: Greenkeeper
Hobbies: Gartenarbeit, Zeit in Natur verbringen

Es ist vergleichsweise ruhig an diesem Dienstagnachmittag auf dem Trainingsgelände der AS Eupen. Spieler und Trainer weilen zum Zeitpunkt unseres Interviews noch im Urlaub, ganz im Gegensatz zum Team um Greenkeeper Tobias Winters. Für ihn und seine Kollegen Jürgen Brüll, Lahcen Dadnou, Loïc Wimmer und Christophe Meunier steht in diesen Tagen eine Menge Arbeit an. Nach drei Saisons und insgesamt knapp 60 Heimspielen benötigt das Geläuf auf dem A-Platz des Kehrwegstadions eine umfassende Frischzellenkur.

Vor gut vier Wochen wurde die Deckschicht des Rasens auf 1,5 cm Höhe abgefräst und anschließend mit einer neuen Rasentragschicht versehen.

„Diese Arbeit dauert eine Woche, bis der Rasen jedoch wieder bespielbar ist, bedarf es rund acht Wochen.“, bilanziert der 45-jährige.

Die Vita des geborenen Münchners ist lang. Alles begann mit einer Ausbildung im Gartenlandschaftsbau. Nach dem Meisterbrief folgte ein Studium der Agrarwirtschaft für Sport – und Freianlagen im nordrhein-westfälischen Kempen zum diplomierten Head Greenkeeper. Der Weg war somit schon früh vorgezeichnet, oder um in es der Umgangssprache seines Geburtsortes zu sagen, a gmahde wiesn.

Knapp 7200 m2 sattes Grün werden in diesen Wochen neu gesät, darauf beläuft sich die 102,75m x 64,55m große Spielfläche des Kehrwegstadions. Doch damit nicht genug. Neben dem Rasen im Stadion müssen sich Tobias Winters und seine Kollegen auch um die fünf Trainingsplätze und zwei Kunstrasenplätze auf dem Gelände des Stadions, auf Schönefeld, in Goé sowie in Dison kümmern. „Auf den Kunstrasenplätzen müssen wir immer wieder das Granulat auffüllen und Unebenheiten bereinigen.“ Allen voran die kalten Wintermonate machen dem Rasen häufig zu schaffen. Kein Wachstum, gut ersichtliche Spielschäden, da gestaltet sich die Regenerierung schwierig. „Der Herbst ist eigentlich ideal, eine gewisse Bodenfeuchte, angenehme Temperaturen“, dies seien aus der Sicht des Greenkeepers die Idealbedingungen für einen Rasen.

Die Arbeit findet jedoch nicht nur im Vorfeld der Heimspiele, sondern auch an Spieltagen statt. Die Seiten – und Außenlinien werden vor dem Spiel neu aufgemalt, damit die Linien für Spieler und das Schiedsrichtergespann stets gut ersichtlich sind. Auch die Bewässerung des Rasens vor dem Anpfiff liegt in den Händen der Greenkeeper, hier setzt man jedoch nicht auf die eigenen Fähigkeiten, sondern richtet sich nach den Wünschen des Cheftrainers. So darf der Platz gegen spielstarke und laufstarke Gegner auch mal ein wenig trockener sein. In der Halbzeit werden mithilfe einer Rasenreparaturgabel Löcher und geschädigte Rasenstücke, die im Spielverlauf entstanden sind, geflickt, insofern dies in dieser kurzen Zeit möglich ist, um aufspringende Bälle oder Gefahrensituation für alle Beteiligten zu vermeiden.

Angesprochen auf bestimmte Forderungen seitens des Belgischen Fußballverbandes und der Pro League offenbart Winters, dass man sich an bestimmte Regularien halten muss. „Das Mähmuster muss eine ganz bestimmte Struktur haben, auch als Hilfe für Linienrichter, ansonsten besteht jedoch durchaus Spielraum, auch was die Höhe des Rasens betrifft.“

Der Regelkatalog bezüglich der Rasenhöhe unterscheidet sich von Verband zu Verband. So schreibt die Deutsche-Fußball-Liga (DFL) eine Höhe von 25 – 28 mm vor, die UEFA setzt 30 mm als maximale Höhe an.

Den Schritt zur AS und zum Greenkeeper hat Tobias Winters, trotz zahlreicher Anforderungen, nie bereut.  „Ich bin gerne in der Natur und draußen unterwegs, man muss zwar immer abliefern, arbeitet jedoch mit unfassbar netten Leuten zusammen, dies bereitet mir großen Spaß.“, auch deshalb wagte er vor zwei Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit und sorgt sich seitdem nicht nur um die Grünflächen am Kehrweg, sondern auch um heimische Gärten.

Ein einziges Manko, mag man es denn als solches bezeichnen, ist der kritische Blick auf die anderen Plätze dieser Welt, so ganz unbefangen lässt sich ein Spiel nicht mehr schauen. Rasenmuster, Schnitthöhe, Seitenlinien, all dies nimmt er, wenn auch ungewollt, unter die Lupe und schaute bei der Neueröffnung des Santiago Bernabeu, der Heimstätte von Real Madrid, ganz genau hin. „Da braucht es eher einen Techniker als einen Greenkeeper“, schmunzelt er, als er von dem beispiellosen System und der dortigen automatischen Bewässerung und Beleuchtung spricht.

Hier bei der AS, setzen und vertrauen wir weiterhin auf die feine Handarbeit von Tobias Winters und seinem Team, damit sind wir in den vergangenen Jahren immer gut gefahren, auch ohne versenkbaren Rasen. Für seinen unermüdlichen Einsatz bei Wind und Wetter bedanken wir uns sehr herzlich.

Philipp Niessen