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Harald Toussaint Polaroid

Hubert Vandormael holte Harald Toussaint in die 1. Mannschaft

Der Weg von Harald Toussaint (Jahrgang 1944) zur AS Eupen war durch seine Familie vorgezeichnet. Die älteren Vetter Hans und Hubert Toussaint spielten schon kurz nach der Gründung des Vereins in den 40er und 50er Jahren in der ersten Mannschaft und Vater Heinrich Toussaint engagierte sich ehrenamtlich als Kassierer und Platzwart der Alliance Sportive. Im Alter von 10 Jahren machte sich Harald Toussaint auf zum ersten Jugendtraining bei der AS. So begann seine Zeit bei der AS, die 71 Jahre später noch nicht zu Ende ist. Heute beobachtet er als treuer Abonnent von seinem Stammplatz auf der T3 die Heimspiele der Pandas. In der 1. Mannschaft hat er nur während knapp vier Jahren gespielt. Die hatten es aber in sich. Es war die Epoche, in der die KAS Eupen zwischen 1967 und 1970 von der Promotion aus gleich zwei Aufstiege in Folge schaffte und 1970 erstmals in die 2. Division einzog. Danach spielte er noch für die Reserve und die Veteranen, war aber auch während 16 Jahren Jugendtrainer am Kehrweg, gemeinsam unter anderem mit dem unvergessenen Guillaume Rox.

Das Interview mit Harald Toussaint

Das erste Training bei der AS hast du 1954 mitgemacht. Erinnerst du dich noch daran, wie alles begann?

Und wie ich mich daran erinnere, denn der Start meiner Laufbahn verlief nicht ohne Probleme! Als Kind hatte ich mit meinen Freunden in den Wiesen von Nispert Fußball gespielt und nahm 1954 an meinem ersten Training bei der AS teil, das damals in der Unterstadt auf einem provisorischen Platz hinter dem Nadelwerk, dem heutigen Quartum Center, stattfand. Mein erster Trainer war Herr Kölling aus Aachen. Und der teilte uns nach einigen Trainingsstunden mit, dass die 10-Jährigen noch zu jung sind und nur Spieler ab 12 Jahren mit trainieren durften. Für mich bedeutete dies: Zurück in die Nisperter Wiesen und warten, bis ich 12 war. Das habe ich getan und bin dann zurückgekommen, dann aber schon auf das heutige Gelände am Kehrweg.

 Das erste Spiel in der 1. Mannschaft war zum Ende der Saison 1966-67 das Promotionsspiel gegen Borgerhout. Da warst du schon 22 Jahre alt. Fühlst du dich als Spätstarter?

So kann man es sagen, ich hatte alle Jugendklassen hinter mir und kam im Alter von 20 Jahren in die Reserve. Damit war ich Kandidat für einen Platz in der 1. Mannschaft, wurde aber zunächst nicht berücksichtigt. Bis zum 16. April 1967, wo wir am Kehrweg gegen Borgerhout spielten, und Hubert Vandormael mich als rechten Verteidiger nominierte, obwohl ich Mittelfeldspieler war. Eupens Publikumsliebling Hubert Vandormael war es also, der auch mir eine Chance gab, die ich genutzt habe, denn es folgten noch weitere knapp 100 Spiele mit der 1. Mannschaft.

 Was für ein Spielertyp warst du?

Ich war flink, rannte mir die Seele aus dem Leib und war ein Kämpfer, der nie aufgab. Nach dem ersten Spiel als Verteidiger hat Hubert Vandormael mich später in seinem 4-2-4 System als linken Mittelfeldspieler aufgestellt, auf der rechten Seite spielte damals Günther Brüll. Unser Torwart war Elmar Keutgen und mit einigen großen Namen der Eupener Fußballgeschichte stand ich gemeinsam auf dem Platz: Mit Leuten wie Karli Franssen, Werner Pirard, Gerd Meessen und einigen anderen mehr.

 Die Zeit von 1966 bis 1970 war für die AS Eupen die bis dahin mit Abstand erfolgreichste Periode. Wie hast du diese Zeit erlebt?

Damals leitete Paul Brossel als Manager erstmals die sportlichen Geschicke der 1. Mannschaft und hatte neben ersten Transferspielern auch Hubert Vandormael als Spielertrainer geholt. Die Puzzlesteine aus gestandenen und jungen Eupener Spielern und den Transferspielern passten in dem Moment so gut zusammen, dass aus einer Mittelfeldmannschaft der Promotion (4. Nationalklasse) ein Spitzenteam dieser Liga wurde, bis hin zu den Aufstiegen in die D3 und die D2.

 Welche Rolle hast du dabei gespielt?

Nach meinem Debut in der Promotion zum Ende der Saison 1966-67 folgten zwei starke Promotionsjahre des Clubs, wo ich Stammspieler war. Sowohl in der Saison mit dem knapp verpassten Aufstieg 1967-1968, wo wir in Waremme das Entscheidungsspiel gegen Dessel vor hunderten von mitgereisten Fans mit 1:2 verloren haben, als auch in dem Jahr danach, wo wir eine Serie von 23 Spielen ohne Niederlage hinlegten und schon drei Spieltage vor Schluss als Meister und Aufsteiger in die 3. Division feststanden. Da war ich dabei. Auch in der 3. Liga noch, wo wir als Aufsteiger auf Anhieb Meister wurden, nach dem 2:0-Sieg am letzten Spieltag in Brasschaat. Bei diesem Spiel war ich Reservespieler, wurde aber nicht eingewechselt, dennoch gehörte ich auch zu dieser Aufstiegsmannschaft. Für die 2. Division reichte mein Potential schlussendlich nicht aus und so machte ich von da an wieder in der Reserve mit. Somit dauerte meine Karriere in der ersten Mannschaft nur drei-vier Jahre.

Dennoch hast du weiter Vollgas gegeben für die AS Eupen und neue Aufgaben übernommen, welche waren das?

Als Lehrer zunächst an der Städtischen Technischen Schule und anschließend am RSI war ich beruflich am Mittwochnachmittag nicht eingebunden. Das hat die AS veranlasst, mich neben meiner Aktivität in der Reservemannschaft und ab 1978 bei den Veteranen als Jugendtrainer einzusetzen. So war ich in den 70er und 80er Jahren Jugendtrainer an der Seite von Guillaume Rox. Zu der Zeit war ich von dienstags bis sonntags nach Schulschluss Tag für Tag bei der AS im Einsatz, als Trainer oder als Spieler. Später habe ich dann auch die Trainerschule sowohl der DG als auch der Union Belge mitgemacht und selbst Kurse gegeben, bei denen neue Trainer ausgebildet wurden. Im Jahr 2000 habe ich dann die Traineraktivitäten aufgegeben und nur noch mit den AS-Veteranen gespielt und das bis 2011. Seither bin ich nur noch aufmerksamer Zuschauer und Fan der KAS Eupen.

 70 Jahre Fußball bei der AS hast du erlebt und mitgestaltet. Wie beurteilst du die Entwicklung in dieser Zeit?

Es war eine ständige Weiterentwicklung in Zeiträumen, die man nicht miteinander vergleichen kann. Ende der 60er Jahre waren wir erfolgreich und haben vor 2000 bis 4000 Zuschauern gespielt, weil es nicht so viel Konkurrenz gab und die Leute sich nicht nur in Eupen sondern auch in der Eifel und in der Wallonie für uns interessierten. Heute gibt es vielmehr Konkurrenz sowohl im Fernsehen als auch bei großen Spielen und anderen Veranstaltungen. Natürlich ist das Spiel heute viel besser und schneller geworden als zu meiner Zeit. Ich denke, dass ein Fußballspieler heute robuster und schneller sein muss und im Laufe eines Spiels praktisch alle Positionen beherrschen muss. Das macht das Spiel attraktiver. Allerdings habe ich den Eindruck, dass die Profis heute nicht mehr mit so viel Seele dabei sind und das fehlt mir. Aber, die Zeiten haben sich geändert, und diese Entwicklung macht vor dem Fußball nicht halt.