
Eine einzigartige Laufbahn: Joseph Radermacher seit 66 Jahren im Dienst der KAS Eupen
Im März 1959 machte Joseph Radermacher sich mit seinem Fahrrad auf den Weg von seinem Elternhaus in Herbesthal-Baum zum Kehrweg in Eupen. Als 12-jähriger Junge nahm er hier zum ersten Mal als Torwart am Training der Kadettenmannschaft teil und wurde Mitglied der Alliance Sportive Eupen, so der damalige Name der KAS Eupen. Heute, 66 Jahre später, ist Joseph immer noch Mitglied seiner KAS Eupen und Mitarbeiter der Geschäftsstelle.Die AS war und ist das Leben des heute 79-jährigen früheren Speditionskaufmanns. Längst hat er seine Begeisterung für den Club weitergegeben an seinen Sohn Michael, den Teamanager der 1. Mannschaft und an seinen Enkelsohn Luca, der auch Fußball spielt und Balljunge bei den Spielen der Profis ist.
In den 66 Jahren seiner Aktivität für die KAS Eupen ist kaum ein Tag vergangen, an dem Joseph Radermacher nicht für den Verein im Einsatz war. Nach der aktiven Laufbahn als Torwart der Jugendmannschaften und der „Reserve“ wurde er ab 1980 Begleiter der ersten beiden Mannschaften und war Mitglied im vierköpfigen Sportkomitee der AS. „Mit damals vier Leuten haben wir dafür gesorgt, dass alles gerichtet war, um unsere Spiele am Kehrweg und auswärts bestreiten zu können. Wir haben die Ausfahrten organisiert, waren Zeugwart, haben die Schiedsrichterpapiere ausgefüllt und alle anfallenden Arbeiten rund um Training und Spiele verrichtet. Außerdem habe ich als Vertreter des Vereins an unzähligen Versammlungen des Verbandes in Brüssel teilgenommen “ erinnert sich Joseph Radermacher.
Von 1991 an war er als Kassierer der KAS Eupen zuständig unter anderem für das Ticketing. Von 2011, dem Jahr des ersten Abstiegs aus der 1. Division, hat er bis 2024 den Posten des CQ (Correspondant Qualifié), der offiziellen Verbindungsperson des Clubs zum Verband, bekleidet. Von 2012 bis 2014 gehörte er sogar dem Exekutivkomitee der Union Belge an. Kein Wunder, dass Direktion und Mitarbeiter der KAS Eupen auch heute noch täglich auf das Wissen und die Erfahrung von Joseph Radermacher zurückgreifen.
Das Interview mit Joseph Radermacher:Seit 66 Jahren setzt du dich für die AS Eupen ein, was bedeutet dir der Club, der in diesem Jahr sein 80-jähriges Jubiläum feiert?
Rückblickend, aber auch heute noch, kann ich sagen, dass die KAS Eupen mein Leben ist. Der Funke ist praktisch mit dem Eintritt in den Club als Jugendspieler übergesprungen und ist nie erloschen. Schon damals war ich Fan der ersten Mannschaft. Mit 2-3 Freunden fuhren wir als Jugendliche mit unseren Rädern nicht nur zu unserem Training sondern auch zu den Spielen der ersten Mannschaft, wenn sie in Eupen oder den umliegenden Ortschaften spielte. Auch heute verpasse ich so gut wie kein Spiel und notiere Mannschaftsaufstellung, Einwechslungen, Torschützen und Ergebnisse. Auch als Senior im Kreis der Mitarbeiter komme ich jeden Morgen um 10:00 Uhr zur Geschäftsstelle oder zum Stadion und kümmere mich unter anderem um die Organisation der Busfahrten aller unserer Mannschaften zu ihren Auswärtsspielen.
Wie kamst du eigentlich als Junge aus Herbesthal zur AS Eupen?
Die ersten vier Jahre der Primarschule habe ich an der Gemeindeschule Herbesthal absolviert, danach bin ich zum Collège Patronné nach Eupen gewechselt. Dort war Kurt Ortmann, der spätere Finanzschöffe der Stadt Eupen und RDG-Präsident, mein Turnlehrer. Er hatte eine Fußballmannschaft gegründet, in der ich als Torwart mitgespielt habe. Zum Training wurden wir damals zur AS Eupen geschickt. Dort wurde ich dann sogleich Mitglied und habe dann auch in der Kadettenmannschaft des Clubs gespielt. Auch wenn ich heute nicht mehr spiele, bin ich seither ohne Unterbrechung Mitglied der KAS Eupen geblieben.
Den Großteil der 80-jährigen Vereinsgeschichte hast du persönlich miterlebt. Wie beurteilst du die Entwicklung deiner AS?
Es war in jedem Fall eine sehr erfolgreiche Entwicklung von einem kleineren Regionalclub zu einem Verein, der heute fester Bestandteil der belgischen Profi-Liga ist. Über die Jahrzehnte hinweg gab es mehr Aufstiege als Abstiege. Auch wenn es immer wieder mal Rückschläge oder auch Schwierigkeiten gab, haben die Vorstandsmitglieder über all die Jahre hinweg immer Lösungen gefunden, um den Verein weiter nach vorne zu bringen. Das ist eine große Leistung des Clubs und seiner Mitglieder und macht die Geschichte aus, die wir jetzt feiern. Natürlich ging es in den Anfangsjahren geselliger zu und die Freundschaft spielte eine größere Rolle, aber diese Entwicklung ist nun mal der zunehmenden Professionalisierung des Clubs geschuldet, ohne die es eine so gute sportliche Entwicklung nicht gegeben hätte.
An welche Momente erinnerst du dich besonders gerne zurück?
Ein erster großer Moment war der erste Aufstieg in die 2. Division am 10. Mai 1970, wo wir das Auswärtsspiel in Braaschat mit 2:0 gewonnen hatten und die Mannschaft bei der Rückkehr des Busses am frühen Sonntagabend von hunderten Fans auf dem Rathausplatz in Eupen empfangen und bejubelt wurde. Das hatte es zuvor in Eupen so noch nicht gegeben. Ausgerechnet bei diesem Spiel in Brasschaat war ich nicht dabei, doch das hatte seinen Grund: Ich hatte am Samstag dem 9. Mai 1970 geheiratet. Den Empfang am Rathaus habe ich mir dann jedoch am Tag nach der Hochzeit dann doch nicht entgehen lassen. Im Nachhinein kann man sagen, dass dies der erste Vorstoß der KAS Eupen in den Kreis der besten 30 Clubs Belgiens war, zu dem wir ja auch heute noch gehören.
Gab es auch bittere Momente?
Natürlich haben wir alle im Laufe der Jahre auch so manche Enttäuschung erlebt. Für mich persönlich waren dies vor allem die jeweils ersten Abstiege aus der 2. und der 1. Division.
1975 sind wir nach 5 guten Jahren aus 2. Division abgestiegen, weil das letzte Heimspiel gegen Mons 0:0 endete, wobei wir einen Elfmeter nicht verwandeln konnten. Hätten wir den reingesetzt, wären wir in der Klasse geblieben. Besonders enttäuschend war auch 2011 der Abstieg aus der 1. Liga genau ein Jahr nach der Euphorie des ersten Aufstiegs in die höchste Spielklasse, den wir nach dem Endrundensieg am 23. Mai 2010 gegen Mons erreicht hatten.