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Alain Brock

Alain Brock: Nur 5 Minuten in der 1. Mannschaft, aber 57 Jahre Vollgas für die KAS Eupen

Nein, Trainer der ersten Mannschaft oder Präsident der KAS Eupen war Alain Brock bislang nicht. Ansonsten hat der Geschäftsführer des Rates für Marketing der Stadt Eupen im Club seines Herzens so gut wie jede Station absolviert und schon so manchen Posten bekleidet. Stets hat er Vollgas gegeben für seine AS, und das tut er heute noch.Schon als Dreijähriger zog Alain an der Hand seines Vaters zum Kehrweg-Stadion, heute ist er 57 Jahre alt und mit Dauerkarte bei fast jedem Spiel dabei. Zwischen 1976 und 2004 war er nicht nur Zuschauer sondern auch Spieler, Jugendtrainer und Leiter der Jugendabteilung. Sogar den begehrten Sprung in die 1. Mannschaft hat er geschafft. Dieser denkwürdige Auftritt dauerte allerdings nur einige Minuten. Eine Anekdote, von der Alain Brock im Interview zum 80. Geburtstag der KAS Eupen gerne und bestens vorbereitet berichtet hat.

 

Allerdings beschränkt sich die Fußballbegeisterung  von Alain Brock keinesfalls auf die KAS Eupen. Auch als Mitglied des ostbelgischen Fanclubs des 1. FC Köln feiert er in diesem Jahr als eines von über 900 Mitgliedern ein Jubiläum. Denn Cologne Power East Belgium wurde vor nunmehr 25 Jahren gegründet und mit dem Supporterclub besucht Alain Brock regelmäßig die Spiele des Bundesliga-Aufsteigers. Nicht zuletzt ist Alain Brock auch Mitbegründer und Präsident des ersten bei der Union Belge eingeschriebenen ostbelgischen Fanclubs der belgischen Nationalmannschaft „Rote Teufel Eupen“.

 

In seiner Position als Geschäftsführer des Rates für Stadtmarketing und des Tourist Info Eupen hat Alain Brock auch beruflich fast täglich mit der KAS Eupen zu tun. Als inzwischen etablierter Verein Pro League ist der Club ein wichtiger Botschafter und Werbeträger der Stadt.

 

Jede Menge Stoff für ein Gespräch.

Das Interview mit Alain Brock

Beginnen wir gleich mit dem, was du gerne als Höhepunkt deiner sportlichen Karriere bei der KAS Eupen bezeichnest, mit deinem ersten und gleichzeitig auch letzten Einsatz für die erste Mannschaft des Clubs. Wie kam es dazu?

Es war am 14. März 1993, kurz vor meinem 25. Geburtstag, das Auswärtsspiel der Promotion in Prayon. Es gab zu dem Zeitpunkt einige Verletzte im Team und Trainer Frank Neumann hatte mich als Spieler der Reserve für diese Partie nominiert und mich tatsächlich 5 Minuten vor Schluss eingewechselt. Und das, obwohl er wusste, dass ich kurz zuvor zum ersten Mal Onkel geworden bin, ich am Samstagabend noch einen anstrengenden Einsatz bei der Anmeldung meiner Nichte Marie hatte und somit nicht unter optimalen Bedingungen auflaufen konnte. Übrigens haben wir das Spiel in Prayon mit 1:0 gewonnen und die Saison auf Platz 3 beendet. Auch wenn dieser Auftritt nur 5 Minuten dauerte, bleibt es für mich ein unvergessliches Erlebnis, einmal in der 1. Mannschaft der AS Eupen mitgewirkt zu haben, für die ich als Kind, Jugendlicher und Erwachsener 21 Jahre lang gespielt habe.

Wann wurde deine Liebe zum Fußball geweckt?

In frühester Kindheit. Schon im Alter von 3 Jahren ging ich mit meinem Vater zum Stadion und schaute mit ihm die Spiele der AS Eupen. Zu der Zeit durfte man ab dem Alter von 8 Jahren in den Verein eintreten und mit den Préminimes spielen. Genau so lief das auch bei mir. Mein Vater war Arbeitskollege von Guillaume Rox, dem Jugendtrainer der AS Eupen, der Generationen von Eupener Kindern das Fußballspielen beigebracht hat, auch mir. Und so begann die Laufbahn, die mich ab 1976 durch alle Altersklassen bis hin zur Reserve geführt hat, für dich ich 1997 mein letztes Spiel bestritten habe.

Mit dem Ende der aktiven Laufbahn war für dich bei der KAS Eupen noch lange nicht Schluss, inzwischen warst du parallel dazu schon seit einigen Jahren als Jugendbetreuer im Einsatz. Wie kam es dazu?

Als ich 16 Jahre alt war und noch in den Jugendmannschaften der AS spielte, hat Luc Stephany mich angesprochen und mich zunächst als Delegierten für die jüngeren Mannschaften angesprochen. Das führte dazu, dass ich von 1993 bis 1996 die Trainerschule des belgischen Fußballverbandes in Bütgenbach/Worriken besuchte, wo Harald Toussaint einer meiner Lehrer war. Ich machte meinen Trainerschein und wurde Jugendtrainer der AS Eupen. Im Jahr 2000 wurde ich dann zum sportlichen Leiter der Jugendabteilung ernannt, diese Tätigkeit habe ich bis 2004 ausgeübt.

Welchen Stellenwert hatte die Jugendarbeit bei der AS Eupen, in der Zeit, in der du Leiter der Jugendabteilung warst?

Das war ja vor inzwischen 20 bis 25 Jahren und auch damals schon wurde bei der KAS Eupen sehr systematische und engagierte Jugendarbeit geleistet. Allerdings unter ganz anderen Bedingungen als heute. Inzwischen wird bei den Panda Youngsters viel professioneller gearbeitet, mit 4-5 Trainingseinheiten pro Woche und deutlich verbesserter Infrastruktur. Damals wurde 2 bis 3-mal in der Woche trainiert, dennoch haben immer wieder Spieler den Sprung in die erste Mannschaft geschafft. Beispielsweise Christian Brüls, der 2002 als 14-Jähriger zu uns gekommen ist und der 2005 das erste Spiel in unserer 1. Mannschaft bestritten hat.

Als Leiter der Jugendabteilung hattest schon in jungen Jahren viel Verantwortung, wie bist du damit fertig geworden?

Für mich war das als junger Mensch eine spannende Zeit, in der ich viel gelernt habe, weil es nicht immer konfliktfrei zuging. Damals hatten wir Mannschaften, die auf Provinzebene spielten und Mannschaften, die in den Nationalen Serien vertreten waren. Im Kreis des Sportvorstandes und der Trainer mussten wir Jahr für Jahr entscheiden, welche Kinder und Jugendliche in welchen Mannschaften spielen sollten. Und weil sehr viele Eltern der Auffassung waren, einen zukünftigen Nationalspieler in die Welt gesetzt zu haben, gab es häufig Diskussionen, wobei wir es natürlich nicht immer jedem recht machen konnten und die sportlichen Kriterien ausschlaggebend sein mussten. In jedem Fall habe ich durch meine Arbeit als Jugendverantwortlicher der KAS Eupen, die ich bis 2004 geleistet habe, wichtige Erfahrungen gesammelt.

Als Geschäftsführer des Rates für Stadtmarketing und des Tourist Info der Stadt Eupen hast du auch heute noch beruflich mit der KAS Eupen zu tun. Inwieweit?

Die KAS Eupen ist ein wichtiger Botschafter und Werbeträger für Eupen und die Region. Die landesweite Berichterstattung über den Club – und das über Jahre hinweg – ist mit Geld nicht zu bezahlen. Das bemerken wir beim Tourist Info immer wieder. Selbst vor den Spielen der 2. Liga informieren sich die Leute über die Stadt der Pandas. Außerdem arbeiten wir mit der KAS Eupen eng zusammen, wenn wir beispielsweise ein Public Viewing organisieren und die AS uns ihre Stewards zur Verfügung stellt oder wenn wir Besichtigungen des Stadions vermitteln.

Trotz des Fan-Einsatzes für die Roten Teufel und den 1. FC Köln bezeichnest du die AS als den Club deines Herzens. Warum?

Weil die AS mein Leben geprägt hat. Seit ich laufen kann, gehe ich zum Stadion. Von 1976 bis 2010 hatte ich die die Mitgliedskarte des Vereins und heute gehört die Dauerkarte für mich ganz selbstverständlich dazu. Meine Trainer waren Leute wie Guillaume Rox, Harald Toussaint, Peter Joseph Haag und Paul Pirard, unser Delegierter war Joseph Radermacher, der heute noch für die AS arbeitet. Das sind Menschen, zu denen ich aufgeschaut habe und mit denen ich schöne Zeiten und Erfolge erlebt habe. Mit Paul Pirard bei den Minimes und Peter Joseph Haag bei den Provinzial Junioren sind wir sogar Meister geworden. Heute noch setzt sich mein Freundeskreis aus den Mitspielern meiner aktiven Zeit zusammen.

Seit nunmehr 55 Jahren begleitet dich der Club. Wie beurteilst du die Entwicklung in diesen fünf bis sechs Jahrzehnten?

Es gab gute und weniger gute Zeiten. Zum großen Glück gab es auch in schweren Zeiten Verantwortliche, die zur AS gestanden haben: Regionale Unternehmer wie Gerd Noël, Gerd Kalscheuer, Rolf Nütten und Dieter Steffens. Danach internationale Investoren wie Antonio Imborgia und Ingo Klein. Das gipfelte 2012 in der totalen Professionalisierung des Clubs durch die Aspire Zone Foundation. Das war für die KAS Eupen ein absoluter Glücksgriff, denn zu dem Zeitpunkt stand der Fortbestand des Vereins auf der Kippe. Diese Übernahme hat zwar auch zu einigen negativen Reaktionen auf der Fanseite geführt, aber ich möchte gar nicht wissen, was aus dem Club ohne Aspire geworden wäre. Inzwischen ist die KAS Eupen ein bedeutender Arbeitgeber, der in die Region investiert. Meine größte Hoffnung ist, dass wir bald wieder in der Lage sind, in der 1. Division zu spielen.